Ich verstehe die meisten Ansichten der CVP-Wähler und teile auch viele dieser. Ich kann auch nachvollziehen, wenn Sie sich am Plakat, das für ein JA zur Wohnrauminitiative warb und inzwischen aufgrund einer richterlichen Verfügung entfernt wurde, gestört haben. Das Plakat war durchaus provokant und spielte auf den Mann bzw. auf die Herren Regierungsräte Tännler und Michel.
Auch wenn das Kontra Plakat der CVP weder provokant ist, noch auf den Mann spielt, finde ich, sollten wir uns daran stören. Es wird da nämlich behauptet, einmal mehr würde der Mittelstand bei einer Annahme der Initiative für bezahlbaren Wohnraum bezahlen. Bitte was? Wenn innert 20 Jahren 20% der Wohnungen auf Basis der Kostenmiete bezahlbar sind, schadet das dem Mittelstand? Andersrum gesagt, wenn nur noch mit 80% der vermieteten Wohnungen, anstelle der heute 95%, horrender Gewinn gemacht werden kann, ist das zum Nachteil des Mittelstandes? Nicht wirklich, das wissen wir alle. Im Gegenteil, gerade der Mittelstand profitiert von dieser Initiative. Auch die Macher des Plakates wissen das wahrscheinlich.
Dennoch, sie blasen ins selbe Horn wie etwa jener Jungfreisinnige, welcher an einem Podium zur Initiative, als es darum ging, dass das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» unseren Kanton als «Paradies für Reiche und Alte» betitelte, lapidar meinte, «Reiche» seien ja gut. Verstehen Sie mich nicht falsch, Zug darf durchaus auch ein Kanton für Reiche sein und für ältere Menschen allemal. Trotzdem sollte der Kanton eben auch Wohnraum für Normalverdienende, Familien mit Kindern und junge Erwachsene bieten. Keine dieser Gruppen, für die es eben auch Platz haben sollte, kann sich eine der vielen teuren Wohnungen leisten, die derzeit in unserem Kanton angeboten werden. Die Initiative hält ausserdem der Entwicklung entgegen, dass immer mehr Einheimische den Kanton verlassen müssen und Zug rein gar nichts mehr «Heimeliges» an sich hat.
Darum, wehren wir uns gegen diese falsche Behauptung, die Initiative würde dem Mittelstand schaden! Dies tun wir am besten, indem wir, nein, keine richterliche Verfügung erzwingen, sondern dadurch, dass wir am 21.Mai JA zu bezahlbarem Wohnraum sagen. Es geht nicht darum, jemandem eins auszuwischen, sondern unseren Kanton innerlich zu stärken und zu erhalten.
Mara Landtwing